Die Rosenthalhäuser auf dem Dudel in Bad Saarow

Harry Rosenthal (1892 – 1962) wurde in der Nähe von Posen geboren. Er begann ein Architekturstudium in München, das er ab 1917 in Berlin an der TU fortsetzte. Ab 1919 volontierte er in den Büros von Hans Poelzig und Bruno Taut. Ab 1922 ent­warf er, nun­mehr selb­stän­dig, Wohn-, Sommer-, Land- und Ate­lier­häu­ser in Ber­lin und der Um­ge­bung. Sein expressiver Stil ist ein herausragendes Beispiel für gute Architektur.


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1923 ließ sich der expressionistische Dichter Bruno Krauskopf von Rosenthal ein Haus auf dem Dudel in Bad Saarow unmittelbar an den Moor führenden Wierichwiesen errichten. Ab 1930 wohnte Max Schmeling neben dem Krauskopf-Haus zur Miete. Als Schmeling 1933 seine Anny Ondra in der Dorfkirche von Bad Saarow heiratete, sah sich der Jude Krauskopf bereits gezwungen, Deutschland zu verlassen. Er emigrierte über Norwegen in die USA. Max Schmeling erwarb das Haus 1935 für 2.035 Reichsmark auf einer Versteigerung jüdischen Besitzes. Es brannte 1936 durch Blitzeinschlag ab, wurde aber im alten Stil mit Schilfdach wieder aufgebaut. Nach erneuten Brandschäden während des Krieges erhielt es ein Ziegeldach. Während der DDR-Zeit gehörte es zur Feriensiedlung der Handwerkskammer Leipzig. Nach der Wende brannte es erneut ab und heute trifft man nur noch auf einen unscheinbaren Torso.

Zwei Grundstücke neben Krauskopf ließ sich der Bildhauer Josef Thorak (1889 – 1952), der als Bildhauer bereits großes Renommee erworben hatte, 1925/26 von Rosenthal im selben Stil ebenfalls ein reetgedecktes Landhaus mit Atelier bauen. Ganz so reich wie später war er damals offenbar noch nicht, denn, um seine erheblichen Schulden bei der Gemeinde abzutragen, errichtete er 1926 ein Kriegerdenkmal, das aber wohl keinen ungeteilten Anklang fand. Im selben Jahr 1926 ließ Thorak sich scheiden und heiratete 1929 die Jüdin Hilda Lubowski. Von der trennte er sich, als die Nazis an die Macht kamen und ihm wegen seiner jüdischen Frau mit dem Entzug sämtlicher öffentlicher Aufträge drohten. Sein Monumentalstil passte jedoch gut zum Kunstempfinden der Nationalsozialisten, allen voran von Hitler, so dass Thorak zu einem der am meisten beschäftigten und geförderten Künstler des NS-Reiches wurde. In Bad Saarow saß ihm sein Nachbar Max Schmeling Modell für die Bronzeplastik "Faustkämpfer", die 1936 auf dem  Reichssportfeld in Berlin aufgestellt wurde. Nach 1938 wird sich Josef Thorak weniger in Bad Saarow aufgehalten haben, denn Hitler hatte für seinen Lieblings-Bildhauer ein angemessen groß dimensioniertes Atelier in Baldham in Bayern bauen lassen. Die Kriegszeit überstand Thorak gefahrlos, denn er wurde nicht nur auf der Gottbegnadetenliste, sondern auch auf der Sonderliste mit den zwölf wichtigsten "unersetzlichen" bildenden Künstlern des Regimes geführt und war damit für den Kriegseinsatz unerreichbar. Sein Haus in Bad Saarow erbte zunächst seine vierte Frau Erna, geb. Hönig, und nach ihrem Tod 2004 der gemeinsame Sohn Thilo Thorak, geb. 6. 9. 1949. Leider verfällt das Haus zunehmend, weil sich niemand um seinen Zustand kümmert.

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