Die Rosenthalhäuser auf dem Dudel in Bad Saarow
Am nördlichen Rand der Wierichwiesen hatte sich in den 1920er Jahren eine Künstlerkolonie etabliert
Der Bahnhof von Bad Saarow als Dreiflügelanlage wurde 1910/1911 von den Architekten Börnstein & Kopp im repräsentativen Heimatstil errichtet und am 31. 1. 1912 eingeweiht. Auf dem Bahnhofsvorplatz waren sieben Läden für die Grundversorgung der Einwohner vorgesehen. U. a. Bäckerei, Konditorei, Fleischerei, Gaststätte mit Saal. Der Bahnhof ist mit der wechselvollen Geschichte der ehemaligen „Scharmützelseebahn“ von Fürstenwalde nach Beeskow und der Streckenstilllegung zwischen Bad Saarow-Pieskow und Beeskow 1997/98 verbunden. 1999 konnten die Bäderbahn von Fürstenwalde nach Bad Saarow eröffnet und 2011 die Strecke bis zum Klinikum verlängert werden.
1997 hatte die Gemeinde Bad Saarow das Bahnhofsgebäude gekauft. Eine erfolgreiche Spendenaktion des Fördervereins „Kurort Bad Saarow e.V." sowie erhebliche Zuschüsse vom Land und Kreis ermöglichten der Gemeinde ab 2004 die denkmalgerechte Sanierung des Empfangsgebäudes sowie der Kolonnaden mit den beiden Kopfbauten.
Die traditionelle Funktion des „Bahnhofs“ wurde durch eine öffentliche kulturelle Nutzung ergänzt. Im historischen Hauptgebäude befinden sich jetzt die Gästeinformation, das Trauzimmer, Ausstellungs-, Veranstaltungs- und Archivräume.
Auf dem Bahnhofsplatz steht ein Brunnen aus Bronze, der von dem Bildhauer Hans Eickworth aus Frankfurt/Oder entworfen und 1977 unter Mitwirkung des Verbands Bildender Künstler in Berlin realisiert wurde. Er trägt den Titel „Lebensfreude“. Für eine der männlichen Figuren stand der Wirt der Kneipe „Klostergarten“ nahe der Straße zum Saarower Friedhof Modell.
Maxim Gorki hielt sich 1923 zu einer Kur in Bad Saarow auf und wohnte seinerzeit in einem Haus in am heutigen Karl-Marx-Damm. Er schrieb hier an seinen Werken „Die erste Liebe“, „Menschen mit sich allein“ und „Erinnerungen“. Eine vor dem Haus aufgestellte Büste weist auf den Standort des Gebäudes hin, das nicht mehr existiert. Zu Ehren des russischen Dichters richtete man in einem Blockhaus in russischen Stil 1972 das Maxim-Gorki-Museum ein. Dieses Haus wurde 1920 vom Bankier Landsberg als „Villa Putti“ (Neckname der Tochter) bei Vorfertigung in Skandinavien erbaut.Die jüdische Familie Landsberg musste 1938 aus Deutschland flüchten und ging nach Übersee.
Maxim Gorki wohnte 1922/23 im Neuen Sanatorium Saarow, Karl-Marx-Damm 15, zusammen mit seinem Sohn Maxim und dessen Frau, mit seiner Sekretärin und einigen Freunden. Das Sanatorium diente bis 1989 als Mütter- und Säuglingsheim und wurde danach abgerissen. An der Stelle des Hauses befindet sich heute eine Gedenksäule für den Dichter. Gorki erhielt Behandlungen im Sanatorium Eibenhof. Er schrieb hier die Er zählungen „Die erste Liebe“ und „Menschen mit sich allein“, zudem vollendete er seine berühmten Dichterporträts, darunter die über seinen Freund Anton Tschechow und Leo Tolstoi.
Der 2,3 Hektar große Kurpark, der Mittelpunkt der Landhaussiedlung von Bad Saarow, wurde von dem seinerzeit hochgeschätzten Gartenarchitekten Ludwig Lesser gestaltet, der auch das Konzept der Landhaussiedlung und die Anlage des Bahnhofplatzes entwickelt hatte. Er war einer der ersten freischaffenden planenden und beratenden Gartenarchitekten Deutschlands. Hier am Scharmützelsee arbeitete er mit Freude, und dazu schrieb er 1926, Bad Saarow sei ihm besonders ans Herz gewachsen. Nach dem 2. Weltkrieg gehörte der Kurpark zum sowjetisch besetzten Teil von Bad Saarow und war bis zum Abzug der Sowjets aus Deutschland 1994 der Öffentlichkeit nicht zugänglich. Die Gemeinde Bad Saarow bemühte sich danach, der ursprünglichen Gestaltung des Parks durch Lesser wieder möglichst nahe zu kommen und machte ihn zusammen mit der 1998 neu errichteten Therme zum Mittelpunkt des modernen Moor- und Sole-Heilbades.
Das Gebäude des ehemaligen Moorbads wurde 1914 nach Plänen des Architekten Emil Kopp errichtet. Der Bau ist eine Dreiflügelanlage. Die Rotunde diente früher als Empfangshalle. Im Westflügel waren die Wannenbäder untergebracht. Im Ostflügel befanden sich Appartements. Die Säulengänge wurden als Liegeterrassen genutzt. Nach dem 1. Weltkrieg wandelte man die Appartements in Behandlungsräume für Elektro- und Hydrotherapie um. 1926 pachtete Dr. Paul Grabley das Moorbad. Als Bäderarzt von Bad Saarow verhalf der dem Ort zu einem bemerkenswerten Aufschwung. Während des Zweiten Weltkrieges wurde das Haus als Lazarett genutzt. Später gehörte das Moorbad zum Sanatorium der sowjetischen Luftstreitkräfte. Nach dem Abzug der Russen baute man 1996 das Bad denkmalgerecht saniert zum Haus des Gastes um. Heute ist es "Saarow Centrum" und hier befinden sich die Bibliothek, wo regelmäßig Vorträgen und Lesungen stattfinden, ein Restaurant, Sitzungs- und Büroräume. In der Rotunde sind wechselnde Ausstellungen zu sehen.
Ein Highlight in der Bäderlandschaft ist die neue Saarow-Therme, ein Bau von 1998. Eine Thermalsole von 3 % wird aus einer Tiefe von 450 Metern gefördert. Es gibt sowohl ein Innen- wie zwei Außenbecken mit einer Wasser-Gesamtfläche von 850 m² mit bis zu 36 ° warmem Wasser, mit Unterwassergeysiren, Massagepilz mit Strömungskanal, Whirlpools etc. und jede Menge Wellness.
Der Wasserturm ist ein Bau von 1908/09. Sein Reservoir besaß ursprünglich ein Fassungsvermögen von 1.000 Kubikmeter Wasser. Dieses wurde aber nach dem 2. Weltkrieg wegen Baufälligkeit des Turms herunter genommen. Der ist aber immer noch ein markanter Punkt im Kurparkbereich.
Einst gehörte das Dorf Saarow zur Kirchengemeinde in Reichenwalde. Auf Initiative von Dr. Georg Michaelis, Reichskanzler a. D. und Oberpräsident von Pommern a.D., wurde 1920 ein Kirchenbauverein gegründet, der den Bau einer evangelischen Kirche betrieb. Die wurde ausschließlich aus Spenden finanziert und anlässlich des Reformationsfestes Ende Oktober 1922 eingeweiht. Die Bauleitung hatte der Architekt Ernst Kopp jr. inne, die Ausführung oblag dem Maurer und Zimmermeister Erich Wagner; die Malerarbeiten führte Malermeister Döller aus. Die offizielle Gründung der Bad Saarower Kirchengemeinde erfolgte 1929 und umschloss auch Petersdorf und Pieskow. Die Orgel stiftete nach dem 2. Weltkrieg der Orgelbauer Schuke aus Potsdam und löste damit angeblich sein vorher gegebenes Versprechen ein, im Fall, dass er den Krieg überlebt, den Saarowern eine Orgel zu schenken. In dieser Kirche wurden am 22. 7. 1933 Max Schmeling und Anny Ondra getraut.
Ausstattung der Saarower Kirche:
Die See-Badeanstalt in der Seestraße 36 wurde 1912 als "Kaiserbad" eröffnet. Auch hier stammten die Entwürfe vom Architekten Emil Kopp. Die Bauausführung übernahm der Reichenwalder Maurer und Zimmermann Gustav Schulze. Um 2000 wurde die Anlage behutsam saniert und dann als Gaststätte mit attraktivem Blick auf den Scharmützelsee eröffnet. In der Saison dienen Liegewiese und Strand als Badestelle. Zum Ensemble gehörte einst der benachbarte Friseursalon, heuteebenfalls eine Gaststätte.
Johannes R. Becher, der Kulturminister der DDR, Lyriker und Schöpfer der Nationalhymne des sozialistischen Staates, erwarb in Saarow-Strand, Friedrich Engels Damm 107, das ehem. Wochenendhaus des Geschäftsführers der Berliner Philharmonie, Löwner, und verbrachte hier von 1948 - 1958 die Sommermonate. Nach seinem Tod ehrte man ihn durch die Aufstellung eines Denkmals, das in einem kleinen Park an der Seestraße steht und von dem Bildhauer F. Cremer gestaltet wurde.
Im Wäldchen am Ende der Lindenstraße, eingebunden in den Arbora-Kletterpark, befindet sich ein Mausoleum als Familien-Grabstätte, das Freiherr von Bonserie (gest. 1885), seit 1862 als Nachfolger der Familie Löschebrand Besitzer des Gutes Saarow-Dorf, noch zu seinen Lebzeiten für sich errichten ließ. 1915 wurde dort auch seine Tochter, die Generalin von Lettow-Vorbeck, beigesetzt. Nach den Grabplünderungen 1945 bettete man die Toten auf dem Waldfriedhof zur letzten Ruhe.
Max Schmeling lebte von 1930 – 1938 in Bad Saarow. Die Villa jenseits der Wierichwiesen Am Dudel, in der Max Schmeling bis 1938 lebte, war 1923 von dem Architekten Harry Rosenthal für den expressionistischen jüdischen Dichter Bruno Krauskopf gebaut worden. Es brannte nach der Wende ab. Nur ein kläglicher Abglanz von früher ist erhalten. Daneben, Am Dudel 1, steht dagegen noch das vom selben Architekten konzipierte und 1929 gebaute Haus des Bildhauers Ludwig Thorak (1889 – 1952), dessen muskulöse Männer- und Frauenstatuen insbesondere von Adolf Hitler sehr geschätzt wurden. Nach dem Krieg war das Haus Betriebsferienheim des Braunkohlenkombinats Bitterfeld.
In einer kleinen Grünanlage neben dem Haus am Stein, 100 m vom Ufer des Scharmützelsees entfernt, stellte man einen Findling aus der Umgebung von Bad Saarow auf. Er ist 2 m hoch und hat einen Umfang von 12 Metern. Ebenfalls am Platz befindet sich ein Gedenkstein mit Gedenktafel für Hermann Paschke, den Direktor der Gründungsgesellschaft von Bad Saarow.
Das große Krankenhaus von Bad Saarow hat eine schaurige Vergangenheit. Prof. Karl Brandt, SS-Gruppenführer, Generalleutnant der Waffen-SS, zeitweilig Leibarzt von Adolf Hitler, Leiter des Medizinischen Vorrats- und Versorgungswesens Deutschlands, ließ 1943/44 in Bad Saarow eine Krankenhaussonderanlage errichten. Prof. Brandt wurde wegen seiner Teilnahme an dem Euthanasieprogramm der Nazis 1947 zum Tode verurteilt und 1948 gehenkt. Auf dem Gelände und den vorhandenen Fundamenten entstand nach 1952 das Zentralkrankenhaus der Kasernierten Volkspolizei, ab 1956 bezeichnet als Zentrales Armeelazarett (ZAL). Aufgrund der hier betriebenen intensiven Forschung erhielt diese Einrichtung 1982 den Status einer Militär-Medizinischen Akademie (MMA). Ein Teil der medizinischen Kapazitäten stand der Zivilbevölkerung zur Verfügung. Heute wird das Krankenhaus in dem modernisierten Gebäudekomplex von den Helios-Kliniken betrieben.
Das Gutshaus in Bad Saarow Dorf ist eingeschossig mit Krüppelwalmdach und wurde 1723 erbaut, wie im Portal dokumentiert. Es zählt zu den älteren erhaltenen Herrenhäusern der Mark Brandenburg. Das Innere wurde um 1900 umgebaut. Zum Gutskomplex gehört ein Stall vom Anfang 19. Jh. in denkmalgeschützter Feldsteinbauweise. Besitzer des Gutshauses waren ursprünglich die Herren von Löschebrand, ab 1862 Freiherr von Bonserie, ab 1905 die Landesbank, später ein Herr von Reitzenstein, der hier ein Gestüt betrieb. 1919 kaufte das Haus Dr. Paul Grabley und wandelte es um in das Sanatorium Eibenhof. Der Enkel wohnt heute noch in Alte Eichen neben dem Gutshausgelände.
Zum Ende des 2. Weltkriegs war der Stab der 9. Armee unter General Busse im Eibenhof untergebracht. Danach war es Krankenhaus unter Leitung von Dr. Grabley. Ab 1948 benutzte der „Kulturbund zur demokratischen Erneuerung Deutschlands“ das Haus, vornehmlich als Feriendomizil für Literaten, aber auch als deren Refugium für schöpferische Arbeiten. Stefan Heym nutzte z. B. diese Möglichkeit. Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts wurde der Gutshauskomplex privatisiert und der neue Eigentümer, die Familie Alexa und Johannes von Salmuth, führte umfassende Restaurierungsmaßnahmen durch. Heute ist das Gutshaus wieder ein erlesenes Schmuckstück am Scharmützelsee.
In Saarow-Dorf steht außerdem das Doppelstubenhaus, errichtet ca. 1725. Es ist das älteste Bauwerk der Gemeinde und wurde 1927 vom Berliner Yachtclub erworben.
Auf Flächen des ehemaligen Gutes Silberberg, die 1911 und 1927 von Terraingesellschaften gekauft worden waren, entstand nach Parzellierung 1927 die Kolonie Bad Saarow Strand. Hier bauten sich finanzkräftige Käufer ihre Häuser entlang des Sees. Am 22. 6. 1930 wurde der dazugehörige Golfplatz auf dem ehemaligen Ziegeleigelände eingeweiht. Außerdem wurde in jener Zeit ein Strandbad angelegt.
Den südlichen Abschnitt von Saarow Strand nimmt ein großer Hotelkomplex mit Golf-Resort ein. Das hohen Ansprüchen gerecht werdende Hotel verfügt über 224 Zimmer und Suiten sowie über einen umfangreichen Wellness-Bereich. Zum Hotelkomplex gehören noch ein Tenniszentrum, ein Yachthafen mit Segelschule und eine der besten Golfanlagen Deutschlands. Es gibt drei herausragende 18 Loch Golfplätze: den legendären Nick Faldo Meisterschaftsplatz, den wunderschönen Arnold Palmer Platz, den spielfreudigen Stan Eby Platz. Außerdem stteht der öffentliche Jake McEwan 9-Loch-Par-3-Kurzplatz zur Verfügung.
Die Kirche in Pieskow ist ursprünglich eine alte Fachwerkkirche, erstmals erwähnt 1346, die 1867 quasi neu in Backstein aufgeführt wurde. 1902 erneuerte man den Innenraum, in dem man heute noch auf einen handgeschnitzten Altar trifft, der am 1. 9. 1661 eingeweiht worden war. Auf dem Kirchhof sind Käthe Dorsch, ihr früherer Mann Harry Liedtke und dessen letzte Frau Christa Tordy begraben.
Im Gutshaus von Pieskow saß ein Zweig der Familie Löschebrand, der aber 1817 wegen wirtschaftlicher Schwierigkeiten den Besitz aufgeben musste. Nach Erwerb durch die Landesbank 1906 wurde das Anwesen zum Kurhaus Schloss Pieskow ausgebaut, der Gutsbetrieb verpachtet. 1920 kaufte der Hotelier Paul Wechsung das Kurhaus, verpachtete es aber nach einer kurzen Blütezeit 1934 an das SA-Hochschulamt, das hier eine Wehrsportschule betrieb. Verkauf 1939 an die Märkischen Elektrizitätswerke als Erholungsheim. Nach dem 2. Weltkrieg nutzten die Sowjets das Anwesen bis 1994. 1910/11 wurde vor dem Gutshaus Pieskow die erste Motorbootregatta auf dem Scharmützelsee ausgetragen, der viele weitere folgten, die letzte 1988. Der Bad Saarower Schuldirektor Dr. Zillmann war zeitweilig Präsident des Deutschen Kraftbootverbandes.
Klein Sanssouci in Pieskow entstand 1912/13 nach dem Vorbild des Potsdamer Schlosses, Architekt war Baumeister Felix Bergmann. Es gehörte später der Gräfin von Carmer-Gr.Osten, Ehefrau des Kammerherrn v. Carmer. 1921 erwarb der Bergwerksdirektor Robert Steuer, dessen Bruder die Ziegelei in Diensdorf betrieb, das Haus. Später befand es sich kurze Zeit im Besitz des Schauspielers und Theaterdirektors Maximilian Sladek. 1934 wurde Klein Sanssouci Wehrsportschule der SA, 1938 Erwerb durch die Reichspost und Nutzung als Erholungsheim mit zusätzlichem Bettenhaus. Zur DDR-Zeit diente das repräsentative Gebäude dem Präsidium des FDGB als Ferien- und Gästehaus, nach der Wende der Telekom als Akademie für ihre Führungskräfte. Heute ist Klein Sanssouci Privatbesitz und wurde aufwändig restauriert.
Auf der Halbinsel von Saarow-Dorf im Scharmützelsee wohnten schon die Slawen, weil man den Zugang bequem durch einen Erdwall abriegeln konnte. Sie gaben ihrer Siedlung den Namen Saarow = Trauerstätte. Heute heißt er Alte Eichen nach den Bäumen, die sich auf den Wallresten angesiedelt haben. Auf dem hiesigen Rittergut siedelte sich spätestens 1463 die Familie Löschebrand an. Der letzte Löschebrand starb 1860 und wurde in Reichenwalde begraben, wovon noch ein steinernes Grabkreuz kündet. 1919 traten die Grableys die Nachfolge an. Dr med. Paul Grabley richtete im Gutshaus das Sanatorium Haus Eibenhof ein - mit eigener Ökonomie (Landwirtschaft, Viehzucht, Gärtnerei, Molkerei). Der Enkel wohnt auch wieder in Alte Eichen. Auf der Halbinsel stehen bis zu 600 Jahre alte Eichen.
Als Fontane 1881 mit der Kutsche durch die Gegend fuhr, eigentlich um den Löschebrands nachzuspüren, hat ihm der Kutscher Moll zugeraunt:“In Saarow is nischt!“ Da soll ihm der Dichter aber widersprochen haben.
Von 1867 - 1902 baute man im Simon-Stollen in Saarow Braunkohle ab. Diese wurde bei der Pechhütte auf Schiffe verladen, um durch den Storkower Kanal nach Berlin gebracht zu werden. Reichlich vorhandene Tonvorkommen rund um den Scharmützelsee ließen für einige Zeit Ziegeleiwerke entstehen.
1905/06 kaufte die Landbank AG unter ihrem Direktor Hofkammerrat a. D. Hermann Paschke die Rittergüter Saarow und Pieskow auf und gründete eine Tochtergesellschaft, die „Saarow-Pieskow-Landhaussiedlung am Scharmützelsee AG“, zur Errichtung einer großzügigen Landhaussiedlung. Deren Grundriß, die Anordnung der Straßen, Wege, Plätze und Parkanlagen, wurde konzipiert vom Gartenarchitekten Ludwig Lesser, um die Gestaltung vieler Bauten bemühte sich der Saarower Architekt Emil Kopp. Die neue Siedlung entwickelte sich rasch zu einem beliebten Ferien- und Erholungsort reicherer Berliner. Auch Künstler - Maler, Musiker, Dichter, Schauspieler - liebten den Aufenthalt hier. Als Gemeinde existierte die Landhaussiedlung ab 1906. Eisenbahnanschluß 1912 an die Bahnlinie von Fürstenwalde über Petersdorf und Saarow nach Beeskow. Im selben Jahr Bau der ersten Sanatoriums.
Als erwiesen war, daß das raseneisensteinhaltige Moor der Wierichwiesen heilkräftig war, gründete man die „Moorbad Saarow GmbH“ und baute 1914 das Moorbad-Gebäude. Das neue Moorbad wurde im 1. Weltkrieg von rheumakranken Offizieren belegt.
1923 wurde Saarow zum Bad und machte Karriere als mondäner Badeort, der viele Prominente anzog. 1927 entdeckte Willy von Lepel in 175 m Tiefe eine Chlor-Kalzium-Quelle und die „Heilquelle Bad Saarow GmbH“ richtete dafür eine Trinkkuranlage im Victoria-Luise-Park ein. Außerdem ließ man Golf- und Tennisplätze anlegen und steckte auf dem See eine Regattastrecke ab, die auch für internationale Wettbewerbe genutzt werden konnte. Inzwischen kommt das salzhaltige Wasser aus einer Tiefe von 450 Metern
1937 legte man eine Garnison für eine Luftwaffen-Sperr-Ersatzabteilung nach Bad Saarow und das Militär okkupierte alle Sanatorien und größeren Gebäude.
Nach dem Krieg war das Zentrum mit dem Kurpark bis August 1994 russisches Militärgelände. Die Rote Armee okupierte mit dem Moorbad und dem Kurpark den zentralen Bereich des Ortes für Jahrzehnte als Bestandteil eines bedeutenden Sanatoriums der sowjetischen Armee bis 1994.
War Bad Saarow vor dem 2. Weltkrieg ein Platz für Begüterte und Zahlungskräftige, wollte man den Ort danach mehr zu einem „Bad der Werktätigen“ ausgestalten. Doch auch in dieser Zeit entwickelten die Eliten der DDR eine Vorliebe für den Ort. Seit der Wende 1989/90 hat die bürgerliche Richtung wieder Vorfahrt, was man am Zustand vieler Häuser und Villen deutlich ablesen kann.
Max Schmeling. Er heiratete in der Saarower Kirche die Schauspielerin Anni Ondra und besaß ein Haus in Bad Saarow, das heute noch steht
der Bildhauer Joseph Thorak (Figuren am Olympiastadion) hatte ein Haus neben dem von Schmeling, gebaut unter Mitwirkung des Architekten Harry Rosenthal. Thorak lebte seit 1920 in Saarow, offenbar mit großen materiellen Problemen. Um seine erheblichen Schulden bei der Gemeinde abzutragen, errichtete er 1926 ein Kriegerdenkmal, das aber wohl keinen ungeteilten Anklang fand. Später war er einer von Hitlers am meisten geschätzten Bildhauern und ließ sich sogar von seiner jüdischen Frau scheiden, die dann nach England emigrierte
Dr. Georg Michaelis, Reichskanzler, Oberpräsident von Pommern, Präsident des Christlichen Studentenbundes, war seit 1911 in der Landhauskolonie Bad Saarow ansässig
Xaver Scharwenka 1850 – 1924), Klaviervirtuose und Komponist von Weltgeltung in der Kaiserzeit. Er wohnte bis zu seinem Tod in Bad Saarow. Sein unter Denkmalschutz stehendes Haus wird zu einem Kulturforum mit Museum ausgebaut
Maxim Gorki wohnte 1922/23 im Sanatorium Saarow, Karl-Marx-Damm 15, bis 1989 Mütter- und Säuglingsheim (Werke u. a.: Nachtasyl (1902), Die Mutter (1906)). Er wollte hier ein Lungenleiden auskurieren. Egon Erwin Kisch besuchte ihn hier im Januar 1923. An den russischen Dichter erinnerte zur DDR-Zeit und noch einige Zeit danach das Maxim-Gorki-Museum in einem Gebäude in der Art eines russischen Blockhauses an der Lindenstraße
Der Heimatdichter Ehm Welk kurierte im Sanatorium der Heeresleitung in der Seestraße während des 1. Weltkriegs eine Kriegsverletzung aus
Der Luftschiffpionier Ferdinand Graf von Zeppelin starb am 8. 3. 1917 im Sanatorium der Heeresleitung in der Seestraße
Kultusminister Johannes R. Becher (1891 - 1958) bewohnte einen Bungalow in Bad Saarow - Strand, Friedrich-Engels-Damm 107, und verfaßte ein Gedicht über „Bad Saarow - Strand“
der Schauspieler Harry Liedtke (1882 - 1945) besaß seit 1923 ein Haus in Pieskow auf einem Grundstück von 7,5 ha
Die Schauspielerin Käthe Dorsch (gest. 1957) wohnte in einem Wochenendhaus in Pieskow. Ihre sterblichen Überreste wurden von Wien nach Pieskow überführt und auf dem Kirchhof neben dem Grab ihrer Mutter und dem des Ehepaars Liedtke zur letzten Ruhe gebettet
Der Schauspieler und Regisseur Ernst Lubitsch (1892 - 1947) besaß ein Wochendhaus mit großer Sonnenuhr in Pieskow
Der Schauspieler Gustav Fröhlich, der den Reichspropaganda-Minister Goebbels wegen dessen Affäre mit der Schauspielerin Lida Baarova ohrfeigte, wohnte ab 1938 am ehem. Kronprinzendamm in einem Haus, das sich der Fleischermeister Winsch aus der Wilhelmstraße in Berlin in den 1920er Jahren gebaut hatte
Cordy Millowitsch, Operettensängerin und Tante von Willy Millowitsch, wohnte in Pieskow
Der Dirigent Wilhelm Furtwängler machte des öfteren Urlaub in Pieskow
Egon Erwin Kisch, Schriftsteller und Reporter, hielt sich in Saarow auf
Victor de Kowa besaß ein Wochenendhaus. Er war verheirat mit Ursula Grabley, der Tochter von Dr. Paul Grabley
Stefan Heym hielt sich längere Zeit im Eibenhof auf, bevor er eine Wohnung in Berlin erhielt
Bad Saarow wurde Anfang des 20. Jahrhunderts nach Plänen des Gartenarchitekten Ludwig Lesser als elegante Landhaussiedlung am Nordufer des Scharmützelsees angelegt. Mit dem Bau eines Sanatoriums 1911 und der Eröffnung des Moorbades 1914, in dem das heilkräftige Moor der Wierichwiesen genutzt wurde, wandelte sich die Landhauskolonie Saarow-Pieskow von einem Ausflugsziel zu einem Erholungs- und Genesungsort.
Mit der Erschließung einer Chlor-Kalzium-Sole-Quelle in 175 m Tiefe und dem Bau einer Trink-Kuranlage konnte der Kurbetrieb bedeutend erweitert werden. In Bad Saarow, wie der Ort seit 1923 hieß, traf sich die Prominenz aus Politik und Kunst. Hier erholte sich der russische Dichter Maxim Gorki von seinem Lungenleiden. UFA-Stars wie Käthe Dorsch und Anny Ondra fanden in Bad Saarow Ruhe und Zerstreuung oder erkoren den Ort zu ihrer Wahlheimat. Der legendäre Boxer Max Schmeling, der in Saarow seine Anny Ondra heiratete, lebte hier von 1930 bis 1938.
Die neue Saarow-Therme wurde 1998 eröffnet. Die Gestaltung geht auf das Architektenbüro Hufnagel Pütz Rafaelien, Berlin, zurück. Die Baukosten betrugen 25 Mio DM. Es gibt sowohl ein Innen- wie auch ein Außenbecken mit einer Wasser-Gesamtfläche von 850 m² und Wassertemperaturen bis 36 ° C. Für Entspannung sorgen Unterwassergeysire, Massagepilze mit Strömungskanal, Whirlpools und viele verschiedene Massageangebote, darüber hinaus wird die ganze Palette von Wellnessaktivitäten angeboten.
Am nördlichen Rand der Wierichwiesen hatte sich in den 1920er Jahren eine Künstlerkolonie etabliert
Der See durch die Brille der Wissenschaft gesehen: Ausarbeitung durch Brandenburg University of Technology, Department of Freshwater Conservation, Seestrasse 45, D-15526 Bad Saarow, Germany
Xaver Scharwanka baute sich 1910 in der aufstrebenden Villenkolonie am Scharmützelsee ein Haus, das jetzt zu einem Kulturzentrum der Region ausgebaut werden soll
Storkow ist einer der ältesten Orte der Mark Brandenburg, 1209 erstmals am 2. Mai 1209 in einer Urkunde des Markgrafen Konrad von Landsberg und am 26. Dezember 1209 bei der Verleihung der Stadtrecht durch Kaiser Ottos IV. erwähnt, und Standort einer Burg, neben der sich eine Siedlung entwickelte. Von Storkow aus konnte die ganze Lausitz beherrscht werden. Die Lage an der Handelsroute vom Barnim über Lübben nach Leipzig sorgte für eine gedeihliche Entwicklung, erlebte aber aus demselben Grund Plünderungen und Brandschatzungen durch die Raubritter, durch Pest und Stadtbrände.
Die Burg in Storkow ist eine der ältesten und bedeutendsten in Ostbrandenburg. Sie wurde um 1136 durch den Wettiner Markgrafen Konrad den Großen (1098 – 1157) als Grenzfestung errichtet, wie archäologische Untersuchungen bestätigten. Die erste urkundliche Erwähnung erfolgte am 2. Mai 1209 als Besitzung des Lausitzer Markgrafen Konrad II. von Landsberg (1159 – 1210). Ebenfalls 1209 ging der Besitz an Kaiser Otto IV. (1175/76 – 1218) aus dem Welfenhaus über. Die Herren von Strele rissen um 1250 den alten Holzbau ab und ersetzten ihn durch eine Feste aus Stein.